Das Sinfo war wieder im Zeughaus!
Lesen Sie hier den Bericht von Hansgeorg Marzinkowski aus der NGZ vom 19.Juni 2017
Holger Müller, der neue Leiter der Musikschule, nutzte den guten Besuch im Zeughaus beim Konzert des Jugendsinfonieorchesters der Musikschule, "Sinfo!", um sich einem größeren Publikum vorzustellen. Dabei dankte er dem Sinfo!-Leiter Ralf Beckers, der es sich "nicht nehmen ließ, nach einem schweren Fahrradunfall das Konzert vorzubereiten und zu leiten". Ihm assistierten Silke Gurdon und Joana Kröger.
Das Manko mit schwer verletzter rechter Schulter war Ralf Beckers kaum anzumerken, als er die Ouvertüre zur Oper "Fürst Igor" von Alexander Borodin zur glänzenden Intrada machte. Der Arzt und Chemieprofessor Borodin hatte als "Sonntagskomponist" nur wenig Zeit für seine bedeutenden Kompositionen, große Teile der Oper haben der Freund Nikolaj Rimskj-Korsakow und der junge Alexander Glasunov instrumentiert. So auch die Ouvertüre, die mit Flöten, Oboen, Englischhorn, Klarinetten, Fagotten, vier Hörnern, je drei Trompeten und Posaunen sowie Tuba, Pauke und Schlagzeug gewaltig besetzt ist.
Nach entsprechendem Bläsergetümmel war umso schöner das Solohorn (Max Linssen) mit dem mittelalterlichen "Lied des Igor", das Leitmotiv für die ganze Oper ist. Orchestermitglied Jakob Linder (Oboe) hat soeben im Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" einen ersten Preis gewonnen. Souverän, wie er das ruhige Adagio und die teilweise sehr virtuosen Variationen, von sauberen Pizzicato-Streichern begleitet, von Johann Nepomuk Hummel im "Konzert für Oboe und Orchester" spielte. Lautstarker Jubel der vielen jungen Zuhörer dankte ihm.
Der Finne Jean Sibelius hat 1893 charakteristische Szenen aus der Geschichte Kareliens aufgeschrieben, von denen er drei zu der vielgespielten "Karelia-Suite" (op. 11) zusammenfasste. Im Intermezzo überzeugten wiederum vier Hörner als makelloses Ensemble, während die Streicher eine nordisch dunkel gefärbte Ballade sauber singen.
Nun gibt es kein "Sinfo!"-Konzert, in dem Ralf Beckers nicht mit einer Überraschung aufwartet. Diesmal hat er zwei Sätze der "Drei tschechische Tänze" für Klavier von Bohuslav Martinù für sein großes Orchester arrangiert. Schon im "Dupák" (Allegro con brio) ist das Orchester mit reizvoller, aber auch widerborstiger Rhythmik konfrontiert, der "Obkrocak" (Tempo di Polka) mit ständig wechselnden Rhythmen setzt dem noch eins drauf. Zweifellos hat das Orchester bei diesen schwungvollen Tänzen die meiste Probenzeit investiert, denn das temperamentvolle, dabei perfekte und höchst musikantische Spiel musste die Zuhörer begeistern.