Weltraum-Musik für junge Fans
Bei einem Workshop im Romaneum diskutierten Experten über die Konzertbesucher von morgen. Von Hansgeorg Marzinkowski (NGZ v. 13.2.2017)
Betrachtet man die Altersstruktur der Besucher hochkarätiger Konzertreihen, so muss man um die Zukunft fürchten - auch in Neuss. Da ist es fraglich, ob etwa die Zeughauskonzerte nochmals 50 Jahr bestehen. Bemühungen um das Publikum von morgen gibt es seit Jahren, mit unterschiedlichen Erfolgen.
Dem Thema widmete sich jetzt ein von VHS, Musikschule und Kulturamt der Stadt Neuss veranstalteter Workshop im Romaneum, der sich an Orchester- und Kulturmanager, Konzertveranstalter und (Musik-) Lehrer richtete. Nur zehn Interessierte verloren sich in den ersten beiden Reihen des Pauline-Sels-Saals. Zunächst stellte WDR-Redakteurin Mirjam von Jarzebowski das Musikvermittlungsprogramm "Plan M: Mehr Musik machen!" ihres Senders vor, das mit rund 150 Veranstaltungen im Jahr durchschnittlich 33.000 Kinder und Jugendliche erreicht.
Spannend wurde es, als die im Künstlerdorf Schöppingen (Münsterland) lebende Komponistin Dorothée Hahne (51) über ihre Arbeit mit Live-Elektronik berichtete, die insbesondere vor allem bei jungen Leuten tiefstmögliche Empfindungen auslöst. Ihre Kompositionen sind zum Teil Wettbewerbsstücke bei "Jugend musiziert". Dabei setzt sie vor allem auf Repetition und Variation von natürlich, organisch erzeugten Klängen. Im "Danse macabre" von 2007 gibt ein knarrendes Friedhofstor den Rhythmus vor. Immer noch begeistert erzählt sie von einer Auftragskomposition für den "Abend der Barmherzigkeit" im Kölner Dom (23.9. 2016): Zu einem ESA-Film auf riesiger Leinwand vor dem Hauptaltar hat sie Klänge und Rhythmen aus dem Weltraum arrangiert, die tatsächlich von Pulsaren abgestrahlt und zum Beispiel vom Radioteleskop Effelsberg empfangen werden.
Mit Weltraummusik beschäftigt sich auch ihr Projekt "Overview - Mercatorprojektionen" (2013). Live führt sie alleine vor, wie mit Hilfe der Elektronik in "Die verborgene Spindel im Mond" ein vierstimmiger Kanon entsteht. Ihre faszinierenden "Commentari" zur Musik Hildegard von Bingens spielte allerdings der kanadische Blockflötist Vincent Lauzer.