Der Ablauf war offenbar nicht untypisch für sie: Die Bewerbung für den Kunstförderpreis reicht Clara Krum auf Drängen von verschiedenen Seiten kurz vor knapp ein. Einen Tag vor dem entscheidenden Vorspiel verabschiedet sie vormittags noch die Jungs der argentinischen Band Trilhas, mit denen sie in Europa auf Tour war, geht am Nachmittag zur Probe und absolviert tags drauf ihren Auftritt vor der Jury. Und gewinnt den mit 3000 Euro dotierten Kunstförderpreis.
Clara Krum bekommt den Kunstförderpreis der Stadt Neuss
Lesen Sie den Artikel von Susanne Niemöhlmann aus der NGZ vom 11.6.2018
In den nächsten Wochen will sie die Weichen für ihre weitere berufliche Laufbahn als Musikerin stellen. Derzeit studiert sie noch Englisch und Spanisch auf Lehramt in Essen. Aber: „Schule muss nicht sein“, hat sie für sich erkannt. Das freie, kreative Arbeiten ist eher ihr Ding – auch wenn es mit größerer finanzieller Unsicherheit verbunden ist. Darum will sich Clara Krum parallel zum Bachelor-Abschluss in diesem Jahr an den Hochschulen in Rotterdam und Osnabrück für den Masterstudiengang im Fach „Popgesang“ bewerben. „So läuft das bei mir immer“, sagt die 24-Jährige schmunzelnd, für die nichts schlimmer als Eintönigkeit zu sein scheint.
Einen Masterplan für ihre Karriere hat sie nicht, aber Musik spielte immer schon eine Rolle in ihrem Leben. 1993 in Düsseldorf geboren, wuchs Clara Krum in einem musikalischen Neusser Haushalt auf. Mutter Beate, die ihre Jugend in Buenos Aires verbrachte, sang ihren Kindern argentinische Folklore vor. Vater Hans war Schlagzeuger in einer Cover-Band. Schon als Vierjährige zog es Clara auf die Bühne. Damals ihr erklärtes Idol: Avril Lavigne. Heute orientiert sie sich eher an der Rockband Greenday oder der argentinischen Sängerin Mercedes Sosa. Mit sechs Jahren Blockflöten-Unterricht bei Ralf Bienioschek an der Musikschule – elf Jahre lang. Mit zwölf Gitarren-Unterricht bei Andreas Geißler, der heute ihr Chef ist. Denn neben dem Studium ist Clara Krum an der Musikschule Dozentin für Gitarre im JeKi-Programm (Jedem Kind ein Instrument). Mit 16 Start der Studienvorbereitenden Ausbildung in Popgesang.
Schon früh musizierte Clara Krum auch in Bands, so bei Park’n’Ride, mit denen sie 2010 den Rock-Pop-Förderpreis Neuss erhielt. Nach dem Abitur 2013 am Quirinus-Gymnasium verbrachte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in Mar del Plata/Argentinien, wo sie Kindern Instrumentalunterricht erteilte. „Leider habe ich dadurch die Aufnahmeprüfungen an den Musikhochschulen verpasst“, erklärt sie, warum es dann Englisch und Spanisch wurde. Doch die Musik ließ sie nicht los. 2016 wurde sie Bundespreisträgerin in der Kategorie Popgesang bei „Jugend musiziert“.
Ins Jahr 2016 fällt auch die Begegnung mit der Band Trilhas, vier Jungs aus Argentinien, die Clara Krum während ihres Auslandssemesters in Cartagena/Kolumbien „auf der Straße“ traf. Über ein Crowdfunding finanzierte die junge Deutsche die Flüge der Musiker nach Europa, ihre Tournee führte sie bis nach Spanien. „Unterwegs haben wir fast täglich Straßenmusik gemacht und bei Freunden auf der Couch übernachtet“, erzählt sie. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein relativ spontanes Konzert in einer Prager Disco: „Beim ersten Lied, das langsam beginnt, dann setzen alle plötzlich ein, sprangen alle Zuhörer auf und haben mit gefeiert – und das ging so drei Stunden lang“, erzählt sie.
Weiterhin ist Clara Krum auch solistisch oder mit dem Clara-Krum-Trio unterwegs, meist mit eigenen Songs.