Cantica Nova holt Italien nach Neuss
Der Erwachsenenchor der Musikschule gab sein Jahreskonzert im ausverkauften Pauline-Sels-Saal. Lesen Sie den Bericht von Hansgeorg Marzinkowski aus der NGZ vom 20.2.2019
„Made in Italy“ gab als Motto „Cantica Nova“, der Chor der Musikschule der Stadt Neuss, seinem Frühjahrskonzert und fügte dem Exzellenzbegriff italienischer Produkte in aller Welt nun die Musik hinzu. Das Motto traf ins Schwarze, denn sogar Heinrich Schütz, der bedeutendste deutsche Komponist des 17. Jahrhunderts, schloss seine dreijährigen Studien (1609 – 1612) bei Giovanni Gabrieli in Venedig mit italienischen Madrigalen ab.
Sein fünfstimmiges „D’orrida selce Alpina“ (Grausiger Felsen der Alpen hat dich geboren, Herrin)) gehörte zum hochkarätigen Programm. Dabei waren die knapp 30 Stimmen des Chores besonders im A-cappella-Gesang mit ihrer feinen Intonation besonders hörenswert. Die trockene, unmittelbare Akustik im vollkommen ausverkauften Pauline-Sels-Saal des Romaneum, die jede einzelne Stimme ins Publikum transportiert, stellt dabei besondere Ansprüche. Die wurden auch vollkommen erfüllt in zwei fünfstimmigen Madrigalen von Claudio Monteverdi, beide im „Secondo libro de madrigali“ (1590) veröffentlicht.
Sehr schön transparent eröffneten die (nur) zehn Männerstimmen im dreistimmigen Männerchor „Grausame, warum fliehst du mich?“ Darüber hinaus galt das Programm vor allem Chorwerken von Gioacchino Rossini, dessen 150. Todestag die Musikwelt im vergangenen Jahr gedachte.
„Cantica Nova“-Leiter Markus Mostert schätzt seit seinen Erfahrungen als Mitglied der Gächinger Kantorei Stuttgart unter Helmuth Rilling dessen Musikvermittlung in Gesprächskonzerten und moderierte ausführlich zu dem Programm. Launige Anekdoten begleiteten seine Ausführungen zu Rossini. Der hatte unter seinen „Alterssünden“, wie Rossini selbst die zahlreichen Kompositionen nannte, die er in Paris nach seiner Opernkarriere niederschrieb, besonders viele Vokalwerke. Sein „Toast“ auf das neue Jahr 1865 forderte Cantica Nova auch in französischer Sprache, während alle anderen Vokalstücke in glänzend verständlichem Italienisch gesungen wurden. Sein Quartetto da camera „D’all oriente“ stammte allerdings aus der Oper „Ermione“. In vitalen Variationen ließ der Sopran den Morgenstern im Osten aufgehen.
Ein ausführliches Vorspiel inszenierte der Kölner Musikpädagoge Ulrich Deppe (51) dazu auf dem Flügel. Er begleitete den Chor auch bei anderen Werken und vor allem die Solistin Anna Herbst (33), die sich mit ihrem jugendlich-strahlenden Sopran dem Programm vollkommen anpasste. Vor allem die bekannteste Arie „O mio babbino caro“ (O mein lieber Papa) aus der einaktigen Rossini-Oper „Gianni Schicchi“ zeigte wunderbar die Stärke der zur Zeit am Theater Wuppertal engagierten Sopranistin.
Den fulminanten Schlusspunkt aber setzte wiederum Cantica Nova mit „Il carnevale“, das Rossini 1821 zum Karneval in Rom komponierte. Zusammen mit Nicolò Paganini und dem Dichter Massimo d’Azaglio zog er als Bettler verkleidet durch die Stadt und sang zur Gitarrenbegleitung: „Wir sind Arme mit gutem Geschmack“. Bei aller Fröhlichkeit ein hochkarätiges Finale!