Dozenten der Musikschule mit schwerer Kost
Neuss. Das Duo Joana Rini Kröger und Markus Dominici führt im Romaneum zwei Großwerke der Romantik auf. Lesen Sie hier den Bericht on Hansgeorg Marzinkowski aus der NGZ vom 20.3.2019
Dozenten der Musikschule Neuss live in concert – diese noch junge, unregelmäßig stattfindende Konzertreihe hat von Anfang eine große Fangemeinde. Auch jetzt war der Pauline-Sels-Saal im Romaneum lückenlos besetzt, als das Duo Joana Rini Kröger und Markus Dominici zwei Großwerke der Romantik aufführten.
Sie leitet an der Musikschule eine erfolgreiche Celloklasse, er – Kunstförderpreisträger der Stadt Neuss – unterrichtet Klavier und ist auch als Solopianist und Korrepetitor sehr viel unterwegs. Auf dem Programm standen zwei große Sonaten für Violoncello und Klavier, jeweils mehr als 30 Minuten lang. Da war bewundernswert, dass die auffallend vielen Kinder und Schüler im Publikum dem Vortrag aufmerksam folgten.
Die mühsam errungene Cellosonate g-Moll (op. 65) war eines seiner letzten Werke, das Frédéric Chopin 1846 geschrieben hat. Der 1810 in Polen geborene und seit 1831 in Paris lebende bekannteste Pianist seiner Zeit hat eigentlich nur für „sein“ Instrument geschrieben. Dass er den samtenen Klang des Cellos liebte, ist aber kaum bekannt. Seine Sonate ist ein anspruchsvoller Beitrag für dieses Instrument, bei Cellisten wie Pianisten gleichermaßen beliebt und gefürchtet. Joana Rini Kröger und Markus Dominici spielten das großartige Werk völlig furchtlos und souverän, bei ihr hätte man sich mehr romantische Akzente gewünscht, dafür weniger Schleifen, bei ihm etwas mehr Zurückhaltung in der Lautstärke des zumeist virtuosen Spiels.
Ein halbes Jahrhundert später vollendete Sergei Rachmaninoff seine Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll (op. 19), die er im Dezember 1901 zusammen mit dem russischen Cellisten Anatoly Brandukov in Moskau uraufführte. Die Sonate zählt mit ihrem melodischen und harmonischen Reichtum zu den großartigsten Werken des russischen Komponisten. Manche Kritiker halten sie sogar für kunstvoller als sein kurz zuvor geschriebenes zweites Klavierkonzert c-Moll, das berühmteste Klavierkonzert der Romantik schlechthin.
Den höllisch schwierigen Klavierpart meisterte Markus Dominici hoch virtuos, die meisten Themen stellt er vor, sie wurden von Joana Rini Kröger vollendet ausgeweitet und fein variiert. Beide spielten hier auf gleicher Augenhöhe, was zu wunderbarer emotionaler Dichte der Sonate führte. Rachmaninoff starb 1943 in Kalifornien, hat aber nach dieser Sonate nie wieder Kammermusik geschrieben. Gut möglich, dass er sich durch sein Vorbild Chopin zu diesem großartigen Werk leiten ließ.
Wie auch immer: Zum Ende des Konzertes wurden zwei phantastisch miteinander harmonierende Solisten vom Publikum im Romaneum gefeiert.