Wirtschaft und Arbeit in Zeiten der Transformation – Krisen, Trends und Zukunftsperspektiven
„Wir sind in einer Gestaltungsdekade.“ Mit dieser positiven Einschätzung eröffnete Klaus Burmeister, Zukunftsforscher und Gründer der Z_punkt The Foresight Company, den ersten Vortrag des Zukunftskongresses.
Ausgehend vom Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der damit verbundenen von Olaf Scholz ausgerufenen Zeitenwende, zeigte Burmeister aktuelle Krisen, Trends und Zukunftsperspektiven von Wirtschaft und Arbeiten im Kontext der gesellschaftlichen Transformationsprozesse auf.
Nach Einschätzung Burmeisters verdeutlichen solche Ereignisse und Krisen die besondere Dynamik des aktuellen Weltgeschehens. Zentrale Bedeutung haben zudem Themen wie der Klimawandel, aber auch die voranschreitende Digitalisierung von Arbeits- und Fertigungsprozessen. Diese Themen gelte es bei allen Entscheidungen mitzudenken und im Veränderungsprozess einen „Rhythmus“ zu finden, auf den sich alle gesellschaftlichen Bereiche und Akteur*innen einstellen können.
Zu den Aufgaben einer in die Zukunft gerichteten städtischen Wirtschaftsförderung gehöre es dabei, verstärkt als Netzwerkknüpfer und weniger als Immobilien- und Flächenvermittler aufzutreten. Denn die „Wirtschaft der Zukunft ist nicht mehr in Beton gegossen, sondern in Digitalen Netzen und Datenclouds verankert“, so Burmeister. Wie eine Transformation auf regional-lokaler Ebene gelänge, zeigte der Zukunftsforscher anhand folgender vier Transformationspfade auf:
1. Innovativ
Innovationen entstehen dort, wo der Stadtgesellschaft Räume für Begegnung- und kulturelles Erleben eröffnet werden und wo innovative Köpfe auf junge Menschen treffen: in Bibliotheken, Innovations- und Gründerzentren, FabLabs und MakerSpaces, die als sog. „dritte Orte“ neue Stadtbausteine entstehen lassen. Zudem müsse gerade den Universitäten und Hochschulen mehr Raum für Reallabore gegeben und eine engere regionale Hochschulvernetzung gefördert werden.
2. Disruptiv
Radikale Umbrüche zeigen sich derzeit vor allem im Ostdeutschland, stellt Burmeister fest. Ob Tesla in Grünheide oder Intels Chipfabrik in Magdeburg: Viele Projekte zeigten eine Abkehr von der „alten Industrie und ihren Produkten hin zur Produktion von Produkten und Grundstoffen der Industrie 4.0“, fasst Burmeister zusammen. Neben der Ansiedlung von Unternehmen sei daher der Aufbau innovationsfördernder Infrastrukturen von hoher Bedeutung. Vor allem regionale Kooperationen seien eine wichtige Grundvoraussetzung, da auf Umbrüche und Entwicklungen auf lokaler Ebene besonders schnell und effizient reagiert werden könne.
3. Kollaborativ
In der vernetzen Zusammenarbeit der Regionen sieht Burmeister die Zukunft der Wirtschaftspolitik. Weniger globale als viel mehr regionale Innovationsökosysteme müssten zukünftig gestärkt werden. Hochschulen, Berufsschulen und Verbünde dienen dabei als Verbindungsstelle zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Auch, um den Fachkräftemangel auszugleichen, gälte es, die Ausbildungsstellen der jungen Generationen in städtisch-unternehmerische Kooperationsnetzwerke zu integrieren. Gleichberechtigt und auf Augenhöhe seien so vielfältige positive Synergieeffekte möglich.
4. Experimentell
„Um die Menschen aus ihren Routinen zu lösen, die häufig die Transformation verlangsamen und hemmen, sind Experimente wichtig“, so Burmeister. Deswegen gelte es, die Lust am Experimentieren, am Unkonventionellen und scheinbar Neuartigem zu fördern und nicht versiegen zu lassen.