Novesia – Ubi stamus, quo imus?
Neuss – Wo stehen wir, wohin gehen wir?
Diese Frage stellten Alexander Gaubatz von der Creditreform Rating AG und Dr. Rainer Bovelet von Synergie 2 Kommunikationsforschung und Beratung zu Beginn ihres Vortrages in den Saal. Im Auftrag der Stadt Neuss erstellten die Referenten eine datenbasierte Statusanalyse der kleinräumigen städtischen Wirtschaftsstruktur. Die Statusanalyse ist der erste von drei Bausteinen des Projekts „VIA 2040“. Projektziel ist die Erstellung einer wirtschaftspolitischen Agenda, die auf Basis verschiedener Datensätze und Modellrechnungen Lösungen für die kommenden Herausforderungen der großen Transformation und des Strukturwandels entwickelt.
Die Ergebnisse zeigten, dass das Geschäftsklima der Stadt Neuss seit 2008 durchweg als positiv zu bewerten sei und auch die Coronakrise nach einem allgemeinen Einbruch im Lockdown 2020 geringere Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft der Stadt habe. Dadurch stehe Neuss teils besser da als der Bundesdurchschnitt oder Nachbargemeinden, so Bovelet.
Mittels der Daten aus 24 Beobachtungsgebieten gab Alexander Gaubatz einen detaillierten Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung auf Bezirksebene und konnte darüber Stärken, Schwächen und Risiken bzw. Potentiale für die Gesamtstadt ableiten. Die Krisenfestigkeit der Neusser Wirtschaft liege vor allem an einem heterogenen Branchenmix. Neuss sei als Industrie- und Handelsstandort in den einzelnen Sektoren etabliert, könne aber auch in den Bereichen des Gesundheitsund Sozialwesens gute Zahlen vorlegen.
Die überdurchschnittlich hohe Anzahl junger Unternehmen zeige zudem die Beliebtheit der Stadt als Ansiedlungsort innovationsfreudiger Unternehmen.
Die Daten zeigten jedoch auch offen die Schwächen und Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt auf: So seien vor allem die Gastronomie und Wirtschaftszweige wie Kunst, Unterhaltung und Erholung besonders von der Coronakrise betroffen gewesen. Wie in anderen Kommunen bedürfe es darüber hinaus auch in Neuss, einer Neuausrichtung des stationären Einzelhandels, so der Datenanalyst.
Mit dem Wissen um die Schwächen eröffneten sich jedoch immer auch Potenziale, die Bovelet und Gaubatz vor allem in der Digitalisierung der Wirtschaft, einem Mehr an innovativen Fördermöglichkeiten sowie dem in Anspruch nehmen von Beratungsdienstleistungen im Bereich von Digitalisierungspotenzialen sehen.
Die mikroökonomische Beobachtung mittels verschiedener Daten könne als wichtiges Hilfsmittel und Seismograf der Stadtentwicklung dienen, so Bovelet resümierend.