Klimaaktive Kommune 2017
Beim Bundeswettbewerb für Klimaanpassung in der Stadtentwicklung gewinnt Neuss 25.000 Euro Preisgeld.
Neuss gehört zu den Gewinnern beim Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017“. Die Auszeichnung wurde für ihre umfassenden Aktivitäten zur Integration der Klimaanpassung in die Stadtentwicklung vergeben. Durch eine umfangreiche Datenbasis und die Entwicklung von Leitlinien zum Stadtklima sowie von Planungsinstrumenten setzt die Stadt Neuss eine klimagerechte Planung um.
Ausgeschrieben wird der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Bürgermeister Reiner Breuer nahm den Preis gestern in Berlin entgegen. Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro wird in die Umsetzung weiterer Vorhaben zur Anpassung an den Klimawandel investiert. „Die Auszeichnung ist für uns eine erfreuliche Rückmeldung darüber, dass wir mit dem Thema Klimaanpassung für die Zukunft gut gerüstet sind. Daran wollen wir anknüpfen und die klimagerechte Stadtverwaltung weiter vorantreiben! Das Preisgeld werden wir deshalb in ein neues Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünung investieren“, so Breuer am Rande der Preisverleihung.
Als Beigeordneter für Klima und Leiter der Stabsstelle für Klimaschutz und Klimaanpassung freut sich auch Dr. Matthias Welpmann über die Auszeichnung: „Das Förderprogramm ist uns besonders wichtig. Durch die zusätzliche Begrünung wird das lokale Stadtklima verbessert und an die Folgen des Klimawandels angepasst.“
Die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter gratulierte der Stadt Neuss und den weiteren Preisträgern und betonte die Bedeutung des kommunalen Engagements. Schwarzelühr-Sutter: „Der Wettbewerb zeigt erneut, dass Kommunen und Regionen eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz und der Klimaanpassung einnehmen. Die ausgezeichneten Städte und Gemeinden nehmen dabei eine Vorbildfunktion ein. Wir stellen aber nicht nur weithin sichtbare Leuchtturmprojekte ins Rampenlicht, sondern auch die, die mit beharrlicher und oft mühsamer Überzeugungsarbeit im Kleinen wichtige Erfolge erzielen. Es freut mich, dass sich Kommunen mit über 100 Beiträgen am Wettbewerb beteiligt haben.“
Neuss hat sein Stadtklima im Blick
In Neuss ist eine klimagerechte Stadtentwicklung von großer Bedeutung. Während der Süden des Stadtgebiets stark durchgrünt ist, ist der Norden dicht bebaut und dadurch von Hitzeinseln und einer hohen lufthygienischen Belastung betroffen. Aus diesem Grund hat die Stadt Neuss früh eine umfangreiche Datengrundlage zum Stadtklima geschaffen, Leitbilder und Ziele für die Entwicklung des Stadtklimas definiert und anwenderfreundliche Planungsinstrumente eingeführt. Der Stadt Neuss steht damit eine belastbare Beurteilungsgrundlage zur Verfügung, um die Bauleit- und Grünplanung in Bezug auf das Stadtklima zu optimieren. Auch gelang es, durch eine breite verwaltungsinterne Einbindung unterschiedlicher Fachbereiche und durch Abstimmung bei Planungen, Konflikte mit anderen Zielen der Stadtentwicklung zu vermeiden. Das Klimaanpassungskonzept führt diese langjährigen Aktivitäten fort und erweitert sie.
Anwenderfreundliche Instrumente für die Planung
Für den Planungsalltag erstellte Neuss eine Klimatopkarte, das heißt eine Analysekarte mit Informationen zum Stadtklima sowie eine Planungshinweiskarte als Tool für die Stadtplanung. Diese definieren Prioritäten für die weitere Siedlungs-, Grünflächen-, Biotopverbund- und Freiraumentwicklung. Neben „Tabuflächen“ mit höchstem Schutzstatus sind Flächen, auf denen auch aus ökologischer Sicht eine weitere räumliche Entwicklung möglich ist, darin ausgewiesen. Seit einem entsprechenden Beschluss des Stadtrats von 2012 fließen die Karten in alle Planungsverfahren der Stadt ein und wurden um die Ergebnisse des Klimaanpassungskonzepts ergänzt. Eine „Handlungskarte Klimaanpassung Neuss“ stellt außerdem Flächen mit Konfliktpotenzial dar und zeigt gleichzeitig Gegenmaßnahmen auf. Dies sind beispielsweise hitzebelastete Gebiete oder auch Flächen, die bei Starkregen überflutungsgefährdet sind sowie Bereiche, die als Frischluftschneisen und Luftleitbahnen frei von Bebauung und hoher Vegetation bleiben sollen.
Von der Planung in die Umsetzung
Verschiedene, konkrete Projekte zeigen die Umsetzung der klimagerechten Planung in Neuss: Beispielsweise wurde die Ventilationsschneise zwischen Grimlinghausen und Norf am Habichtsweg, durch die insbesondere bei Schwachwindlagen kühle Luft in die Innenstadt weht, als Grünland mit Kleingewässern und Gehölzgruppen gestaltet. Ein Brunnen sorgt auch in längeren Hitzeperioden für eine ausreichende Bodenbefeuchtung und stellt damit die Kühlfunktion der Fläche sicher. Auch in künftige Neubauvorhaben wird die Klimaanpassung integriert – durch eine intensive Durchgrünung und eine Gebäudeausrichtung, die eine bestmögliche Durchlüftung der Bebauung gewährleistet. Um das Stadtklima in verdichteten Gebieten zu verbessern, soll zukünftig vor allem die Begrünung von Dachflächen vorangetrieben werden.
Um Kompetenzen zu bündeln und die Klimaaktivitäten stärker in der Verwaltung zu verankern, schuf Neuss im Februar 2016 eine Stabsstelle für Klimaschutz und Klimaanpassung. Die umfassenden Aktivitäten zeigen, dass das Thema Klimaanpassung ernst genommen und die klimagerechte Stadtentwicklung konsequent vorangetrieben wird, um die Lebensqualität vor Ort auch zukünftig sicherzustellen.
Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“
Der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ (bis 2015 Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“) wird seit 2009 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative ausgelobt. Im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017“ wurden insgesamt 102 Beiträge in drei unterschiedlichen Kategorien eingereicht. Die Stadt Neuss hat sich mit dem Projekt „Stadtentwicklung im Wandel – Klimaanpassung planen und umsetzen“ in der Kategorie „Klimaanpassung in der Kommune“ beworben. In dieser Kategorie gab es sieben Bewerber, aus denen drei Gewinner ausgewählt wurden. Weitere Informationen zum Wettbewerb sowie Fotos von der Veranstaltung und vom ausgezeichneten Projekt unter: www.klimaschutz.de/wettbewerb2017.
Im Rahmen der Klimaanpassung fördert die Stadt Neuss die Dach- und Fassadenbegrünung. Weitere Informationen zur Förderung finden sie hier: Förderprogramm Dach- und Fassadenbegrünung
Das "Service und Kompetenzzentrum Kommunaler Klimaschutz" hat außerdem Videos für die Gewinnerstädte des Wettbewerbs "Klimaaktive Kommune 2017" erstellt. Den Beitrag über Neuss finden sie hier: